Heimatmuseum Waidhofen/Ybbs

Umbau 1998

Das bisher beengte und weitgehend ungenutzte Erdgeschoss des Waidhofner Heimatmuseums wird als zusammenhängende Ausstellungsfläche freigemacht.

Waidhofen/Ybbs ist seit dem Mittelalter ein Zentrum der Eisenverarbeitung. Eisen und Stahl bestimmen so auch inhaltlich die ständigen Präsentationen des Museums.

Das traditionell geführte Haus mit einer umfangreichen Darstellung der Stadtgeschichte und der soziokulturellen und naturräumlichen Eigenart der Eisenwurzen wurde in der zweiten Hälfte des 19.Jh anstelle eines breit angelegten mittelalterlichen Stadthauses errichtet. Im Erdgeschoss, den flankierenden Mauern an den „Reichen“ und den Kellergewölben finden sich noch Spuren dieser älteren Bausubstanz.

Diese für einen Ausstellungsbetrieb ungeeigneten Wände – feucht, krumm, Bruchsteinmauerwerk und alte Putze – führten zu einem Raum-im-Raum-Konzept, das über ein innerhalb der alten Umfassungswände freigestelltes Karree aus Stellwänden einen  autonomen und medial umfassend bespielbaren Raum bereitstellt.

Die Last der vielteiligen Decken und Gewölbe wird über eine in vier Stützen zentrierte Stahlkonstruktion abgeleitet und ein bisher als Abstellraum abgemauertes Stiegenhaus als zentraler Tageslichtspender geöffnet. Über diese Lichtführung ist ein gleichmässiges Tageslicht  für die Ansprüche eines Kunsthauses gegeben.

Hinter der räumlichen Grenzlinie der Stellwände liegen Stauräume, der Haupteingang, die Kassa, Garderoben und Sanitärräume, Büros und eine Teeküche.

Die in der Struktur des Bestandes gebundene und sich gleichzeitig dagegen stemmende räumlich-plastische Setzung ist den Vorgaben folgend „selbst-verständlich“ und „selbst-erklärend“, hält den Raum als ein „Dazwischen“ einer an sich bedeutungsfreien Setzung bereit; als ein solcher, der erst durch das Hinzutreten des Betrachters zur Entfaltung, zum Erzählen kommt und mit dem, was dort zu erfahren ist in Erinnerung bleibt.

Der temporäre Charakter dieses Raumes steht so paradigmatisch für die zeitliche Dimension der Architektur; bereits im Handeln als Überwindung dessen, was sie herausgefordert hat, in der Folge in der Wahrnehmung eines erlebten Hier-und-Jetzt.  Kultur wird oft erst in ihren Spuren gelesen, die sie zurückgelassen hat.

 

 

Fotos
c Rupert Steiner
c Beneder/Fischer

 

Generalplanung
DI Ernst Beneder
DI Dr. Anja Fischer
1010 Wien

 

Auftraggeber:
Magistrat der Stadt Waidhofen /Ybbs