Pfarrkirche Gallspach

Neubau 2005

 

PFARRKIRCHE HL. KATHARINA KIRCHE IN GALLSPACH, OBERÖSTERREICH

 

In Gallspach (OÖ), einem Markt mit 2800 Einwohnern, wird die Kirche neu gebaut. Es ist ungewöhnlich, im "dörflichen" Umfeld nicht nur einen spirituellen Ort, sondern schlicht seine "Mitte" neu zu definieren.  Die alte Substanz der Pfarrkirche ist Teil des Ensembles und dient nun als Aufbahrungshalle.

In der extremen topografischen Lage gibt es für die neue Kirche kein typologisches oder „stilistisches“ Vorbild. Es ist der Ort, der dem Neuen sein Wesen abverlangt: Wegeführungen, die Räume, seine Mitte. Ein über elliptischer Basis errichteter ringförmiger Baukörper umschliesst den gesamten Kirchhügel. Aufgebaut aus strahlenförmig angeordneten Lärchholzrahmen, ansteigend der Hanglage folgend, durchdringt er die Apsis der alten Kirche und den Turm und kehrt mit der breiten Chortreppe in den Kirchenraum zurück.

Die Mitte birgt einen stillen Innenhof. Darunter erweitert sich der Kirchenraum aus der umschliessenden Kontur zum Hang in eine zylindrisch hoch aufragende und in ihrem oberen Teil im Hof freistehende Werktagskapelle. Massiv und von weit auskragenden Betonträgern durchdrungen, verankert dieser Bauteil die Zwischenebene, die wiederum die darauf aufgesetzte Holzkonstruktion trägt.

Die Kirche bietet 280 Sitzplätze, die Werktagskapelle weitere 40. Beide Sakralräume können mit transluzenten Schiebeelementen voneinander getrennt und zu einem Raum verbunden werden. Dem gedeckten Umgang folgt über die Podeste der Stiegenanlage ein in Bronzeguss gestalteter Kreuzweg. 

Tabernakel und Altar liegen im Angelpunkt der räumlichen Durchdringung. Aus einem Guss mit den Materialien der Konstruktion – Naturstein wie Gollinger Konglomerat, Gussglas und Lärchenholz – treten abbildhafte Hinweise gegenüber der Licht – und Wegeführung im Raum zurück. Liturgischen Prinzipalien wie Altar und Ambo sind Teil der bauplastischen Topographie.

 

Der Altar ist massiv in Naturstein ausgeführt. In vertikaler Schichtung werden mehrere Bedeutungsebenen zur Deckung gebracht (Konglomerat als massiver Sockel, Sandsteinplatte aus dem altem Altar und eine Bronzeplatte entsprechend dem Kreuzweg. Eine Lage stabförmige Steinquader (zwölf Steine unterschiedlichen Materials) aneinandergereiht ist eine Referenz an die Abendmahlszene mit den zwölf Aposteln. Die Mitte bleibt kreuzförmig ausgespart. Eine Lage Glas „Spectrum blau“, wie an der Deckenuntersicht der Kapelle trennt die Mensa als oberste Lage (Porfirico Noce) vom Sockel.

 

 

Konstruktion

Die Holzkonstruktion ist auf einem massiven Kern aus Stahlbeton aufgebaut. Dieser besteht aus dem Plattenfundament, der Hangstützmauer, dem zylindrischen Baukörper der Kapelle und der über der Stützmauer zum Kirchenraum hin auskragenden Deckenplatte. Diese bis zu 8m reichende Auskragung wird mit Stahlbetonüberzügen bewältigt. Der Balken im Bereich der weitesten Auskragung ist am höchsten und paarweise ausgebildet. Über den Zwischenraum dieses Trägerpaares gelangt Licht in den Zentrumsbereich über Altar und Ambo. Die seitlichen flachen Überzüge sind im Hof als Sitzbänke ausgebildet. Bereits in der Vorbemessung wurde dieses Tragwerk räumlich modelliert und nach der Finite Elemente-Methode gerechnet.

 

Der Übergang vom Massivbau zur Skelettkonstruktion des Holz- und Glasbaus erforderte höchste Präzision im Schalungsbau. Die elliptisch gespannten Tafeln wurden unter ständiger geodätischer Kontrolle mit einer maximalen Abweichung von 5 mm hergestellt. Glas- und Holzbauteile konnten so nach Planmass vorbestellt werden. 

Die Schichtholzrahmen sind kraftschlüssig mit der pultförmig liegenden Decke verbunden. Dabei kommt die Geometrie des Baukörpers der Aussteifung der Platte entgegen. Diese ist mit den massiven Bauteilen des Altbestandes verbunden und an der freien Seite  mit v-förmigen Zuggliedern abgespannt. Am Rand bewirkt ein „Druckring“ die Lastverteilung und bringt gleichzeitig den Hochzug am Ortgang.

 

Die Holzkonstruktion wurde in vier Wochen  aufgebaut. Vom Spatenstich bis zur Einweihung dauerte es neun Monate und 10 Tage.

 

 

Fotos:
c Margherita Spiluttini
c Beneder/Fischer

Statik, ÖBA:
Pörner + Partner
1050 Wien

Generalplanung:
DI Ernst Beneder, Architekt
DI Dr. Anja Fischer, Architektin
1010 Wien

Auftraggeber:
Katholisches Pfarramt Gallspach
4713 Gallspach

 

Material:

Holzkonstruktion: Leimholz aus Lärche

Wandverkleidung: Gollinger Konglomerat 

Boden innen: Porfirico Noce (Marmor)

Boden aussen: Porphyr und Quarzit

Dachfläche: Granit

Deckenuntersicht Kapelle: Verbundglas mit farbiger Beilage „Spectrum Blau“

Wandabschluss Glas Kirche: Isolierglas, Rohgussglas, Schmelzglas

Möbel und Bänke: Lärche massiv und furniert