Flusshaus Prinzersdorf

Neubau 2023/2024

PROJEKTBESCHREIBUNG

Nahe dem Ortszentrum gelegen wird der Flußuferabschnitt entlang der Pielach seit jeher gerne von den PrinzersdorferInnen als Freizeit-, Bade- und Veranstaltungsplatz genutzt. In den 1960er Jahren wurde eben dort ein einfaches Vereinshaus für den örtlichen Verschönerungsverein errichtet, das seither auch von dem Blasorchester „Die Pielachtaler“ als Musikproberaum genutzt wurde.

Damals sehr einfach unter der Leitung von Leopold Bauer großteils in Eigenleistung gebaut, konnte das Haus den Anforderungen nicht mehr entsprechen, und ein neues nachhaltiges Gebäude mit multipler Nutzung an gleicher Stelle errichtet. Gleichzeitig wurden die umliegenden Aussenflächen großteils entsiegelt und ein Festplatz, öffentliche WC-Anlagen sowie ein Sommerbuffet am Ufer der Pielach neu errichtet.

 

Das eingeschossige Haus wurde so angelegt, dass der begrünte Freiraum der Flusslandschaft ständig in einem intensiven Innen/Aussenraumbeziehung erlebbar ist. Dem folgend wird das Haus „Flusshaus“ genannt und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Unterschiedliche Vereine aus Prinzersdorf, der Musikverein „Die Pielachtaler“, mehrere private Initiativen, Workshops nutzen das Haus. Es wird aber auch für private Feiern wie Jubiläen oder Hochzeiten gerne angenommen. Dazu wird die erforderliche Infrastruktur für große und kleine Benutzergruppen wie Sanitäranlagen, Küche, Besprechungsraum, Foyer, Lagerräume gemeinsam verwendet. Die Ausstattung des Gebäudes mit seiner räumlichen Vielfalt und Flexibilität seiner räumlichen Konfiguration kommt den individuellen Ansprüchen entgegen.

Schlüssel dazu ist ein großzügig angelegter Saal, in dem eine in drei Segmente geteilte Rollschrankwand als beweglicher Raumteiler fungiert. In deren Randstellung ist der Saal in seiner vollen Fläche nutzbar, in der mittigen oder einer frei gewählten Teilung ergeben sich je ein kleinerer und ein größerer Saal. Im Schrank ist Stauraum für die unterschiedlichen Nutzungen und das Saalmobiliar ausreichend vorhanden. Der größere Raum wird nun ständig von den „Pielachtalern“ als Musikproberaum genutzt, zu besonderen Anlässen aber auch entsprechend angepasst. Über dem Schrank läuft die unterspannte Holzkonstruktion durch, somit ist der Raum atmosphärisch immer als Ganzes erfassbar. Diese Wirkung des Raumes erschließt sich auch aus den gestalteten Saalwänden, die vollflächig mit einer textilen Bespannung über akustisch wirksamen Füllungen Bildträger einer historischen Karte (1822) der Pielach samt Flußau im Abschnitt rund um Prinzersdorf sind. Mit der Wandgestaltung des Saales mit der historischen Flusslandschaft ist auch vom visuellen her ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal entstanden, das - grafisch anspruchsvoll - vom Inhalt selbsterklärend zur einer inklusiven Identitätsstiftung des Flusshauses beiträgt.

Das Gebäude ist vollständig als Holzkonstruktion auf einem umlaufenden Sockel auf einer Fundamentplatte ausgeführt. Die Konstruktion in Brettschichtholz, gedämmt mit Holzwolle und die Deckenuntersicht (OSB lasiert), ebenso die akustisch wirksamen Jutepaneele geben eine wärmende Anmutung. Aussen ist der Baukörper mit naturbelassenen Lärchenschindeln, im unteren Bereich und im Bereich der nach Norden weit über die vorgelagerte Terrasse auskragenden Dachkonstruktion mit lasierten sägerauen Lärchenbettschalungen verkleidet.

Der niedrigere Teil mit den Nebenräumen ist als begehbare Dachterrasse mit vorgelagerten Sitzstufenanlage zum Festplatz hin ausgebildet. Die höher liegende nördliche Dachfläche über dem Saal ist begrünt und mit einer PV-Anlage ausgestattet. Die Konvektor-Heizung wird mit Niedertemperatur-Nahwärme versorgt. Mit Eigengrund-Versickerung, wassergebundenem Festplatz, sickerfähigem Parkstreifen, Drain-Garden-System, Vorgärten mit flussautypischer Bepflanzung folgt die gesamte Anlage höchsten ökologischen Standards und entspricht den Kriterien für Klima aktiv Gold.

Dem Fluss zugewandt liegt ein Sommerbuffet, das die traditionelle, im Ort beliebte „Gös ́n Bar“ in neuer und erweiterter Form weiterführt. Breitangelegte Freitreppen vom Platz führen zum baumbestandenen Uferbereich. Ergänzend wurde die alte stillgelegte Trafoanlage mit zwei Anbauten zu einer öffentlichen Sanitäranlage am Übergang zum öffentlichen Flussbad und dem Spielplatz entlang der Pielach ausgebaut.

Das Projekt wurde in intensivem Austausch mit den örtlichen Vereinen entwickelt. Workshops und zahlreiche Projektpräsentationen haben letztlich dazu geführt die Räume gemeinsam und in gegenseitigem Austausch zu benutzen, zu teilen und mit Fantasie anzunehmen. Die Eignung der Anlage sowohl für große Festivals wie für den individuellen Zugang kleiner Gruppe hat sich schon in den ersten Tagen nach der Eröffnung gezeigt. Auch die Sitzstufenanlage war vielfach schon Tribüne für das Blasorchester, wie umgekehrt auch Arena für das Publikum bei Darbietungen am Platz.

Das Projekt wurde ab Ende Oktober 2023 über Winter in nur wenigen Monaten zu den ersten Veranstaltungen im Juni 2024 pünktlich fertiggestellt. Zum Einsatz kamen großteils Firmen mit lokalem Bezug, das Material wurde nach nachhaltigen, ökologischen Kriterien ausgewählt, die Baukosten liegen innerhalb des bereits vor Baubeginn festgelegten Kostenrahmens.

FOTOS

c Konrad Neubauer

 

Projektdaten

Abriss von altem Vereinshaus und Gösn Bar und
Errichtung von neuem Flusshaus, Sommerbuffet "Gösn Bar", Öfftl. WC, Festplatz bzw. Festgelände
 

Das Flusshaus
ist gleichzeitig

Vereinshaus, Musikheim, Haus für Seminare und für private Veranstaltungen wie Jubiläen, Haus für Gruppen wie Yoga Gruppe oder Krabbelgruppe,Festivalgelände, usw.

Altes Vereinhaus an gleicher Stelle:

Errichtet vom Verschönerungsverein Prinzersdorf  Leitung: Leopold Bauer

 


Planungsbeginn: 2020 (Baubewilligung: 2023)
Bauzeit: Abriss Oktober 2023
Neubau November- Anfang Juni 2024(6 Monate/ Jänner Baueinstellung wegen Kälteeinbruchs)

 

Auftraggeberin:
Marktgemeinde Prinzersdorf
vertreten durch Bürgermeister Ing. Rudolf Schütz
3385 Prinzersdorf

 

Generalplanung und ÖBA:
Arbeitsgemeinschaft
DI Ernst Beneder
DI Dr. Anja Fischer
1010 Wien

 

Mitarbeiter:
DI Michael Stomayer, 1140 Wien

Tragwerksplanung:
DI Reinhard Schneider, 1130 Wien

Bauphysik/Akustik:
DI Walter Leiler, 1150 Wien

(Akustik mit Mag. Wolfgang Hebenstreit)

errichtet mit freundlicher Förderung durch Land NÖ, Waldfonds "Gebäude in Holzbauweise" (ausgewählt als Leuchtturmprojekt), Blasmusikförderung NÖ, Natur im Garten, Dorferneuerung NÖ

 

Klimaschutzmassnahmen:

- Umstellung von Erdgas auf Nahwärme (Hackschnitzel)

- schnell-reagierende Kovektor-Heizung mit Niedervorlauftemperatur-Anschluss

- Errichtung Photovoltaikanlage mit Anschluss zusätzlich zur Versorgung  Komunalzentrum

- komplette Umstellung auf energiefreundliche LED-Beleuchtung

-Gesamte Holz samt Dämmung aus nicht weiter als 500 Km Entferung

- Boden- und Sockeldämmung aus Schaumglas
(Schaumglas - mineralisch,  schadstofffrei, kunststofffrei, recyclingfähig, aus Altglas, wasserdicht, fault u. brennt nicht, schädlingssicher, form- und alterungsbeständig)

- Beibehaltung des alten Trafos (Letzter im Ort)

- Entsiegelung des Festplatzes un der Parkplätze

- Eigengrundversickerung der Dachflächen und Festplatz

-grosse Vorgärten mit bodendeckender heimischer Bepflanzung

-Begrünung ums Gebäude mit Auwaldpflanzen wie Beinwell, Dirndl, Birken, usw.

-Biodiversitäts-Dächer

- Stürzmauer aus heimischen Neuhauser Granit Blöcken, eng verlegt

- Splitt bei Sommerbuffet aus Steinbruch im Pielachtal

 

MATERIALIEN:

BESTAND
Einfache Ziegelwände, mit teilweise  XPS-Hartschaumplatten, verputzt. Ohne Bodendämmung, 10 cm Dachdämmung, Kunstofffenster.


NEUBAU

Fassade:

-Tiroler Lärchenholz Schindeln, unbehandelt
-gesägtes Lärchenholzbretter, gebeizt
 

Dämmung:

Holzwolle, Dach und Wände
Bodenplatte -Dämmung, Glasschaum 30 cm
3-Scheiben-Isolierverglasung, Holzfenster

Konstruktion:

Brettschichtholz, Fichte

Unterspannung, Stahlstäbe

INNEN

Saal -Akustik-Ausstattung

-Textile Fluss -Vermessung Karte von Viktor Adler von Lilienbrunn aus dem Jahre 1828 .
(Die Kartenaufnahme wurde freundlicherweise von von der Kartensammlung der Bibliothek St. Pölten zur Verfügung gestellt.)

-Decke und Schiebeschrank mit Jute-Akustik Paneele  

Böden:

Terrazzo
Industrieparkett, Eiche

Wände:
Gipskarton
OSB-Platten
Akustikverkleidung

Möbel/Türen:
Birken-Tischlerplatten

Festplatz:
Wassergebundene Decke (versickerungsfähig)

Pflanzen:
Auwald-Gewächse, u.a.
- Königskerze
- Dirndl-Strauch
- Blauer Beinwell
- Frauenmantel
-Johannis-Strauch
- Birken
- Weiden
- Wildblumenwiese

 

Firmen:

Holzbau: Graf Holztechnik
Baumeister: Kickinger
Erdbau: Thir
Fenster/Türen/Möbel: Rimpler
Elektro: Janda
HLS: Rappersberger
Terrazzo: Kern
Maler/Holzboden: Steinwendtner
Gartenbau: Rath