Pfarrkirche Dornbirn-Oberdorf

Neugestaltung 2013

 

Pfarrkirche Hl. Sebastian in Dornbirn Oberdorf

Der Kirchenraum beeindruckt durch seine Grosszügigkeit. In seinem Umriss wurde er bereits in der ersten Bauphase 1826 angelegt. Es ist ein klarer Raum, nur durch vier halbbogenförmige Fenster belichtet. In seiner Weite erinnert er an einen Zentralraum. Durch den Chorbogen führt den Raum weiter in den etwas höher liegenden Chorraum, dessen Hochaltar Richtung und zugleich auch Abschluss und Orientierung gibt.

Stilistisch ist der Ursprungsbau schwer zuzuordnen. Der Baustil des Barock liegt 1826 bereits zurück, der eigentliche Historismus steht damals noch bevor. Zeitlos gültig ist umso mehr die klare räumliche Idee, die eine Versammlung erst zur Gemeinde eint, ebenso wie die eines hervorgehobenen Bezirkes für die liturgischen Handlungen.

Alle Massnahmen der Neugestaltung unterstützen diese Konzeption: Der als eine „Altarinsel“ gegenüber dem Kirchenraum angehobene und nun sich mit diesem räumlich verschränkende liturgische Bereich. Dessen klare Markierung durch die neuen Glaselemente. Die Steigerung des Tageslichteinfalles durch Glasauflagen an den Fensterbrüstungen. Die indirekte Beleuchtung der Gewölbedecke mit ihren Deckenbildern. Der neue rückwärtige Abschluss an der Westfassade, der zum Hauptportal einen erweiterten Vorraum öffnet.

 

Ausgangssituation:

Die Pfarrkirche in Dornbirn Oberdorf wurde Anfang des 19. Jh. (1826/27, gew.1828)  erbaut und 1914 nach Westen hin verlängert. Das Innere der Kirche wurde, wie aus historischen Aufnahmen ersichtlich ist, mehrfach umgestaltet und der reiche Wandschmuck sukzessive reduziert. Zuletzt erfolgte anlässlich der Renovierung 1978 eine Neugestaltung des Altarraumes. Damals wurde der Altar durch eine vielfach abgetreppte Plattform und von gemauerten Sedilien aus Krastaler Marmor eingefasst. Den liturgischen Handlungen und der Benutzung des Chorraumes waren damit alle Schritte vorgegeben. 

 

Anpassungen im Bestand:

Die aus der Altarraumgestaltung aus 1978 stammenden Stufenanlage wurde auf ein einheitliches Niveau rückgebaut. Die so liturgisch vielfältig nutzbare Ebene wurde bis in das Langhaus auf die Höhe des Querganges vorgezogen.

Auf dieser Ebene geben der Ambo, der Priestersitz, der Taufstein mit der Stele für die Hl.Öle und die Osterkerze sowie der Figurensockel mit der Stele für das Ewige Licht dem Chorraum einen Rahmen, der die Bedeutung dieser Orte hervorhebt. Durch diesen Rahmen wirkt der Chorraum eigenständig, aber dennoch als Teil des Ganzen.

Der Chorraum wird künftig für Gottesdienste und Andachten mit weniger Teilnehmenden genutzt (Werktagsgottesdienste, Laudes, Meditationen, Anbetung des Allerheiligsten, Taufe etc.). Altar und Ambo sind in beide Richtungen (zum Chorraum und in das Langhaus) nutzbar. Auch der Priestersitz wird richtungsneutral und frei aufstellbar gestaltet.

Der Altar wird durch eine formal den neuen Elementen entsprechenden Applikation für die Zelebration zum Chorraum hin ergänzt. Gleichzeitig wird er damit auch mit den neuen Elementen künstlerisch zu einer Einheit verbunden.

 

Liturgische Orte

Für die Gestaltung von Ambo, Sedes, Taufstein, dem Figurensockel, sowie für das Ewige Licht, die Hl. Öle und die Osterkerze wurden Bruchglasbrocken zu Quadern verarbeitet und mit Aufsatzelementen aus Holz (Räuchereiche) ergänzt. Das ebenso massiv aus Glas hergestellte Anbauelement an den von H. Albrecht gestalteten Altar wurde mit einer Metallkonsole im Steinverband versetzt, sodass es von den übernommenen Altarsteinen frei getragen wird.

 

Fensterelemente

Die Halbbogenfenster mit Rohgussglas wurden in Stand gesetzt. An den schräg liegenden Fensterbrüstungen in den Laibungen wurde eine Glasauflage vorgesehen, die eine breite und diffuse Streuung des einfallenden Tageslichts bewirkt. Die Halbbogenfenster wirken dadurch weiter, die Gewölbekappen gewinnen an Helligkeit.

Anders als die Glaselemente an den liturgischen Orten bestehen diese Glasfelder aus aufgeschmolzenen Glasstücken, die sich mit der darunterliegenden Scheibe zu einem Ganzen fügen. Das Anschmelzen bewirkt, dass den Glasstücken die Schärfe der Kanten genommen wird und so auch eine einfache Pflege gegeben ist.

Innerhalb des Bruches finden sich Einlagen, die eine Beziehung zu frühchristlichen Symbolen herstellen: Glaselemente in Form des vom Fisch abgeleiteten Christussymbols. Diese punktuell gesetzten Zeichen, in präziser Geometrie geschnitten, geben bei entsprechendem Lichteinfall eine Reflexion ihrer Konturen. Die Reflexion des Tageslichts ist vom Lichteinfall nach Jahres- oder Tageszeit und der Lichtintensität abhängig und taucht daher nur zu bestimmten Zeiten auf.

Die Symbolik stammt aus der Zeit der römischen Christenverfolgung und verweist so auf das Patrozinium des Hl. Sebastian und dessen Martyrium. Damals wurde dieses Zeichen als geheimer Erkennungscode der frühchristlichen Gemeinde verwendet.

Der heilige Sebastian und die frühchristliche Überlieferung ist in der Kirche allgegenwärtig, in den Bilden des Hochaltares und auch in den Deckengemälden. Diese wurden nicht nur restauriert und aufgefrischt, sondern kommen besonders durch das Entfernen der Hängeleuchten und die neue indirekte Beleuchtung zur Geltung.

Der Kirchenraum wird jetzt indirekt aus den Fensterlaibungen heraus mit Deckenflutern ausgeleuchtet. Diese Einbaustrahler sind in die schräg liegenden, oben beschriebenen Glaselemente der Fensterbänke gelegt.

Für die direkte Beleuchtung beziehungsweise das Leselicht sind in der Profilleiste dieses Glaselementes Leuchten integriert.

 

Haupteingang

Der bisher dem Hauptportal an der Westseite vorgestellte Windfang wird durch einen erweiterten Eingangsvorraum ersetzt. Dieser Vorraum entsteht durch ein unter der Empore liegendes raumteilendes Stahl-Glaselement, in dem der Schriftenstand, das Weihwasserbecken, die Ablage der Gesangbücher, der Schirmständer und die Gestaltungsflächen für die Gemeinde (zum Kirchenraum hin) integriert sind. Das matte Glas blendet die kleinen quadratischen Fenster an der Westfassade aus, verteilt das aufgefangene Tageslicht und gibt dem Kirchenraum einen ruhigen Abschluss.

 

Barrierefreier Zugang

Ein neuer barrierefreier Zugang zum Chorraum ist über einen neu errichteten zentralen Vorraum der Sakristei gegeben. Von diesem Vorraum führt nun die begradigte Treppe in das Obergeschoss (früher abgewinkelt mit Zwischenpodest). Sämtliche Niveaus der Sakristei konnten damit zusammengelegt werden. Besucher, Helfer und Ministranten finden so rasch Orientierung und Bewegungsraum.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos:
c  Albrecht Imanuel Schnabel
c  Beneder/Fischer
 

Generalplanung + ÖBA:
DI Ernst Beneder, Architekt
DI Dr. Anja Fischer, Architektin
1010 Wien

Auftraggeber:
Katholisches Pfarramt Dornbirn-Oberdorf

 

 

Material:

Das Material wurde auf den historischen Bestand abgestimmt und wo immer möglich wurde Vorhandenes weiter oder wieder verwendet.

Krastaler Marmor (Altar und Boden) war bereits vorhanden. Sorgfältig wurde das Material geborgen, wieder versetzt und wo notwendig durch neue Passstücke ergänzt.

Die Glasbrocken in der Sortierung „seegrün“ und geölte Räuchereiche für die Holzteile der liturgischen Orte fügen sich zur Monumentalität des Hochaltares und der Seitenaltäre.

Die Kirchenbänke wurden abgebeizt und mit Holzöl behandelt. Gegenüber der zuvor deckenden Fassung wirkt die hervorgeholte natürliche Zeichnung und Oberfläche des Holzes wärmer und steht in seiner materialgerechten Anmutung in einer Reihe mit der Unmittelbarkeit der Stein- und Glaselemente.

Die bestehenden Kinderbänke vor dem Quergang, ebenso wie die letzten beiden Bankreihen werden entfernt. Aus dem Holz dieser frei gewordenen Bänke wurden neue mobile Bänke hergestellt. Die Bänke wurden als Klappbänke ausgeführt und sind im Chorraum und seitlich des liturgischen Bereiches im Hauptschiff verwendbar. Andere Ausstattungen im Chorraum wurden  aus massivem Eichenholz hergestellt, wie zum Beispiel Kniebänke oder die Kredenz.