St. Hedwigs-Kathedrale, Berlin

Wettbewerb 2014

 

ST. HEDWIGS-KATHEDRALE BERLIN            

 

ERLÄUTERUNGSBERICHT  

Bestand

Die St. Hedwigs-Kathedrale ist heute die bedeutendste katholische Kirche in Berlin. Im Zuge ihrer wechselvollen Geschichte wurden über dem Zentralraumgedanken unterschiedliche räumliche Konzepte entwickelt - die Aufwertung der Kirche zur Kathedrale, die komplexe räumliche Interpretation aus dem Wiederaufbau und die räumliche Schwerpunktsetzung zur Feier der Eucharistie.  

 

Massnahmen

Das bestehende  Ensemble bleibt in der Substanz vollständig erhalten und wird von einer neu eingeführten leichten Ebene überspannt. Diese bietet eine grosszügige Fläche für die Liturgie im Sinne des zweiten Vatikanischen Konzils - integriert in den vielfach konnotierten räumlichen Bestand und doch autonom, frei zur Entfaltung einer neuen (und erneuerten) spirituellen Bestimmung in der Feier der Eucharistie. 

Das Konzept von Hans Schwippert einer Ober- und Unterkirche wird in den wesentlichen Achsen weitergeführt (Altar etc.) und damit in einen neuen räumlichen Zusammenhang gestellt. Die sakrale Bestimmung des räumlich plastischen Gebildes bleibt bestehen.

Auf der neuen Ebene konzentriert die radiale Anordnung der Gottesdienstgemeinde diese auf das Wesentliche der Eucharistie. Die räumliche Hülle tritt dem gegenüber in ihrer Bedeutung zurück und wird entsprechend denkmalpflegerischer Vorgaben zurückhaltend gefasst.

  • Obere Ebene:  neue Oberkirche auf leichter Stahlkonstruktion mit radialer Struktur
  • Mittlere Ebene: Haupteingang, kleine Gottesdienste, Marienverehrung, Devotionsorte, Beichte, Schriftenstand.
  • Untere Ebene: Gedenkorte, Kapelle , Kreuzweg, Schatzkammer und Heiliges Grab.
  • Rotunde: Kapelle für die Eucharistie.
  • Empore: Orgel, Chor und Orchester.
     

Obere Ebene  / Grosser Gottesdienst

  • Die Einfügung einer leichten Stahlkonstruktion bringt eine Erweiterung der Nutzflächen der Kathedrale. 
  • Damit ist die Eucharistiefeier abseits der Passanten und touristischer Betriebsamkeit möglich.

 

Erschliessung

- Direkter Zugang vom Haupteingang über Treppen und Lifte zu allen Ebenen

  • breite Rampe aus der mittleren Ebene als Teil der räumlichen Komposition und der spirituellen Vorbereitung auf die Obere Ebene
  • Räumliche Führung des feierlichen Einzugs über die Rampe in die Hauptschse
  • Anschluss der neuen Sakristei an die Rampe über eine geschlossene Verbindungsbrücke 

- Direkter Abgang von der Altarinsel zur Kapelle mit dem Tabernakel (Rotunde)

 

Altar

  • Richtungsneutraler Mittelpunkt (Hinwendung zum Taufort oder eine kleine seitlich versammelte Gemeinde)
  • In vertikaler Achse über bestehendem Stipes (Schwippert)
  • Altarinsel um zwei Stufen erhöht
  • Naturstein

 

Ambo

  • Naturstein entsprechend Altar

 

Kathedra

  • hervorgehobener Platz innerhalb der radialen Sitzreihe der Domkapitulare und Konzelebranten (Ausatz auf durchgehenderBank)
  • Innerhalb der Hauptachse
  • grosses Vorfeld für Weihe

 

Sedilien

  • Form und Material verbindet den Sedes mit dem Altar und dem Ambo. 
  • Eine Erweiterung kann je nach Anzahl der an der Liturgie Beteiligten um den Sedes angeordnet werden.
  • Markante Position im Raum als Vorsitz der Eucharistiefeier

 

Taufbrunnen und Osterleuchter

  • Taufort seitlich der Altarinsel 
  • Naturstein
  • Nutzung des anschliessenden Sitzbanksegmentes für kleine Tauffeiern 
  • Beziehung zu Altar und Ambo ist gegeben

 

Mittlere Ebene - Kleiner Gottesdienst, Beichte, Marienverehrung, Andacht

  • Begegnungsort mit Passanten und Touristen
  • mannigfaltiges räumliches Angebot für Tageszeitenliturgie, liturgischen Tanz, stilles Gebet und schlichte Andacht, Musikkreise und Ausstellungen. Eine Flexible Umgestaltung ist möglich.
  • Nutzung der bestehenden Kathedra mit 

 

Kleiner Gottesdienst
- Kleine Gottesdienste, Andachten, Laudes, Rosenkranzgebete (mobile Bestuhlung)

  • Ausrichtung zu östlicher Fensternische („ex oriente lux“)
  • kurze Wegeverbindung über das Altarpodest aus dem Bestand (entspricht Podest der neuen Rampe) zum Sakristeizugang

 

Marienverehrung /Opferlichter/ Devotionsorte

  • Zentraler würdiger Ort in der Eingangsebene (Präsenz und Rückzug für stilles Gebet)
  • Stützkonstruktion der Oberen Ebene („Stützenwald“) bildet Schutz und Rückzugsmöglichkeit
  • Stellmöglichkeit für Opferlichter und Blumenschmuck, Stützen Bildträger für Devotionen

 

Beichtort/Sakrament der Versöhnung

  • Präsenz im Kirchenraum nahe Haupteingang
  • Durchschreiten des sakramentalen Raumes vom Eingang zur Kirche hin (wie Schleuse)
  • Benutzung als Ausspracheraum und Beichtstuhl möglich

 

Untere Ebene - Kapellen, Schatzkammer, Kreuzweg, Heiliges Grab

Kapellen
- Die bestehenden Gedenk- und Grabkapellen bleiben erhalten. 

  • Schatzkammer im Untergeschoss der Rotunde 
  • Räumliche Trennung des musealen Bereiches von den Andachtsräumen

 

Kreuzweg und Heiliges Grab

  • Radiale Anordnung der Schriftzüge zu den 14 Stationen als Einlagearbeit (Naturstein) im Boden
  • Begehen und Überschreiten der Stationen als Wegstrecke auch für grössere Gruppen möglich 
  • 14. Station am ehemaligen Standort des Tabernakels (Einrichtung eines Hl. Grabes zu Ostern)

 

Rotunde - Kapelle für die Eucharistie mit Tabernakel 

 

  • Entfernung der Einbauten, Rückbau auf klare Raumstruktur
  • Tabernakelstele als Ort der Gegenwart Christi ist spiritueller Mittelpunkt (Ablage zur Aussetzung)
  • Ewiges Licht in die Stele integriert (in der Raumachse der Kathedrale sichtbar)
  • Andachten und kleine Versammlungen abgetrennt von touristischer Betriebsamkeit
  • Rückzug für persönliches Gebet in den Fensternischen (Blick zum Allerheiligsten)

 

Empore - Orgel , Kirchenmusik

 

  • breite Musikempore, zentrale Position für Dirigent und Organisten
  • Aufstellung in vielen Varianten möglich (Darstellung: Orchestermesse)

- direkte Klangabstahlung und Sichtbeziehung zum Altarraum

 

Orgel

- Anpassung: Platztausch Rückpositiv mit Spieltisch, Raumgewinn durch Entfall des Zuganges

- Pedalpfeifen und Rückpositiv über Niveau Empore

- Spieltisch von Empore zugänglich, Kontakt mit Chor und Orchester möglich

 

Orchester und Chor
- Mittleren (und erweiterte) Orchesterbesetzung auf durchgehender Empore 

- Vorraum für Lagerung der Instrumente und Chorkutten